Montag, 18. Oktober 2004:
Besuch bei Kirchenmaler und Grafiker
Johannes und Norbert Riggenmann führten durch ihre Ateliers

KirchenmalerWEB1

Heiligenfiguren, Engel, Pinsel, Farbtöpfe, Blattgoldfolien – die Mitglieder des Gewerbeverbands Pfaffenhofen durften im Rahmen ihrer turnusmäßigen Betriebsbesichtigungen einen Blick in die Werkstatt von Kirchenmaler Johannes Riggenmann in Holzheim werfen. Danach Kontrastprogramm: Bruder Norbert Riggenmann zeigte in Attenhofen sein Atelier für Grafik und Design, in dem sich (fast) alles am Computer abspielt.
Dass ein Kirchenmaler nicht immer nur auf einem Gerüst nahe der Kirchendecke liegt und Deckengemälde restauriert, zeigte Johannes Riggenmann an verschiedenen Projekten, welche sein insgesamt sechsköpfiges Team in jüngerer Zeit realisiert hat. So wurde beispielsweise die Fassade des Finanzamts Schongau in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt, nachdem hinter zahlreichen Schichten in aufwändiger Kleinarbeit die ursprüngliche Farbgebung und Gestaltung herausgefunden werden konnte. Ebenso wurden geschichtliche Informationen über einen alten Gutshof gesammelt, in einem Raumbuch der Vorzustand festgehalten und das Gebäude dann wunderschön einschließlich der zum Vorschein gekommenen Original-Sonnenuhr bemalt. In Halbertshofen bei Neuburg/Kammel hat Riggenmann die Kirchenmalerei erneuert, in Gundremmingen musste die ganze Kirche wegen Schimmelbefalls behandelt werden. Aber auch Illusionsmalerei gehört zum Handwerk, so an einer Hotelfassade im Kleinwalsertal mit der Zenzi im gemalten Fenster oder im Wellnesbereich eines Ayurveda-Hotels, wo die Wände mit indischen Motiven verziert wurden.
Dabei wird entgegen vielleicht landläufigen Vorstellungen das Motiv nicht direkt an die Wand gemalt, sondern jeweils ein Entwurf auf Papier gefertigt. Durch winzige Löcher wird mit einem Staubbeutel das Motiv dann auf die Wand durchgepaust. Gearbeitet wird in der Kirchenmalerei überwiegend mit Erd- und Pulverfarben, für die Blattvergoldung dient Kreide als Untergrund. Poliert wird das Blattgold dann mit Poliersteinen, beispielsweise aus Achat. Riggenmann beschäftigt zwei Gesellinnen und arbeitet mit zwei Freiberuflern zusammen, seine Frau erledigt die Büroarbeiten. Aufträge erhält er über Ausschreibungen, aber auch durch Mundpropaganda. Das schöne und vielseitige Handwerk hat laut Riggenmann aber auch Schattenseiten. In Kirchen und alten Gebäuden muss oft viel Staub geschluckt und in unbequemen Körperhaltungen gearbeitet werden.

Während sich am Handwerk von Johannes Riggenmann seit alters her nur wenig veränderte, hat sich das Berufsfeld seines Bruders Norbert in jüngster Zeit radikal verändert. Während seines Studiums übte er noch nach Art Gutenbergs mit dem Bleisatz, später waren Reissbrett, Papier, Schere und Klebstoff die Arbeitsmittel und eine Werbeagentur verfügte üblicherweise über rund zehn Mitarbeiter. Mit dem Einzug des Computers wurde das Berufsfeld total umgekrempelt. So kann mit der heutigen EDV-Ausstattung der komplette Bereich der Gebrauchsgrafik und des Grafikdesigns abgedeckt werden. „Alles alleine machen hat auch seinen Reiz“, zeigt sich Norbert Riggenmann zufrieden. Er erstellt für Kunden Imagebroschüren, Kataloge, Prospekte, Flyer und entwickelt vor allem Logos, die aussagekräftig sind und den Blick auf sich ziehen. Bei aller PC-Arbeit ist Riggenmann die künstlerische Ader nicht verloren gegangen. In seinem lichtdurchfluteten Atelier hängen eigene Werke an der Wand. Er widmet sich der Malerei großflächiger Motive und gibt in diesem Metier auch Malkurse. Für eine Gemälde-Trilogie erhielt er 2004 den Weißenhorner Kunstpreis und auch die Landkreis-Galerie hat schon Werke von ihm gekauft.

Der Einladung zur Betriebsbesichtigung bei den Brüdern Riggenmann waren zahlreiche Mitglieder des Gewerbeverbands gefolgt, zumal gestalterische Elemente in alle Branchen und Bereiche mit hineinspielen. Vorsitzender Alfons Endres bedankte sich bei den Brüdern Riggenmann für die interessanten und sehr informativen Führungen

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